Hochsensibel, na und?
2018 habe ich angefangen, mich mehr mit mir und meiner Person auseinanderzusetzen. Was damals nicht so einfach für mich war, war mit meiner Sensibilität umzugehen. Ich habe schnell mal angefangen zu weinen und brauchte schon immer extrem viel Rückzugsmöglichkeiten. Meine Eltern haben schon damals oft gesagt, dass ich eben einfach „hochsensibel“ sei. Ich habe dann in einer Zeit, in der ich extrem dünnhäutig war angefangen, Bücher über Hochsensibilität zu lesen. Weitere Blogeinträge zu den Themen „Misophonie“ und „Hashimoto“ folgen, denn beide Themen waren für mich in dem Zusammenhang stark von Bedeutung. Das war einerseits wahnsinnig wichtig für mich, andererseits hatte die ganze Sache auch einen Haken. Es hat mir sehr gut getan, zu erfahren, dass es viele Menschen gibt, die so sind.
Hochsensible Menschen sind allgemein weniger in der Lage, die Reize, die sie aus der Umwelt aufnehmen, zu filtern. Was daraus folgt sind schnelle Erschöpfung, Gereiztheit und Überforderung. Das alles ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Bei mir zum Beispiel äußert sich das ganze im besonderen in Form einer extremen Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen. Aber auch die Energien anderer Menschen nehme ich sehr schnell und extrem intensiv auf. Wenn bspw. eine andere Person gerade negative Emotionen verspürt, nehme ich diese auf und spüre sie dann selbst, obwohl diese Gefühle mich nicht betreffen bzw. obwohl diese Gefühle eigentlich nicht meine sind. Im Anschluss bin ich dann extrem gereizt und dünnhäutig und fühle mich komplett ausgelaugt und fertig mit den Nerven.
Wenn man das weiß und auf sich achtet, ist das überhaupt nichts schlimmes und einfach ein Charakterzug. Bevor ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe, war das ganze allerdings schon schwierig, denn ich wusste weder, warum ich nach sozialen Situationen so oft so fertig war und nie länger als ein paar Stunden mit Menschen zusammen sein konnte, noch konnte ich meine Grenzen spüren und erkennen, wenn mir eine Situation zu viel wurde. In dem Punkt hat mir die Lektüre von Büchern über die Thematik sehr viel gebracht.
Ich lerne auch heute immer noch, wo meine Grenzen liegen. Das ist natürlich auch je nach Lebensphase anders und hängt auch von der Tagesform ab. Wichtig ist aber einfach, immer genau hinzuspüren und bei sich selbst zu bleiben. Gar nicht so einfach.. Für mich hatte das ganze fast etwas von einer „Diagnose“, weil ich mich plötzlich tiefgründig auf einer anderen Ebene verstehen konnte und meine ganze Person aus einem anderen Blickwinkel betrachtet habe.
Diagnosen geben Dir immer ein Stück Identität. Sie stecken Dich in eine Schublade, in der Du Dich plötzlich auch sehr wohlfühlen kannst. Denn auf einmal hast Du etwas, was Dich bezeichnet, etwas, woran Du Dich festhalten kannst. Je nach dem, wie stark man sich mit seiner Diagnose bzw. seinem Label oder seiner Schublade identifiziert, kann es passieren, dass die Definition, die Du Dir damit selbst gibst, Dich begrenzt. Du bewegst Dich dann in den Grenzen dieses Persönlichkeitszugs, egal, um welchen es sich handelt, und verhältst Dich dementsprechend. Wenn Du Dir selbst sagst „Ich bin ein eifersüchtiger Mensch“ und dann daran glaubst, dann bist Du auch schnell eifersüchtig. Positive Glaubenssätze, die Du Dir stattdessen sagen kannst, findest Du bald auf unserer Webseite.
Es gilt also eine Balance zu finden zwischen der Nicht-Identifikation mit der Hochsensibilität bzw. der mit der Identifikation verbundenen Einschränkung deines persönlichen Wachstums und dem Profitieren vom Bewusstsein über die Komplikationen, die Hochsensibilität mit sich bringt, weil man sich selbst dadurch besser kennenlernen kann und weiß, wie man achtsam mit sich umgeht. Der Schlüssel dazu, gut auf sich aufzupassen ist meines Erachtens, genau hinzuspüren und seine Gefühle ernst zu nehmen. Wenn Du spürst, dass Du eine Grenze erreichst, dann geh aus der Situation raus. Aushalten nutzt niemandem etwas; Dir selbst am aller wenigsten. Geh also bewusst und achtsam mit Dir und Deinen Energien um und nimm Deine Empfindungen ernst.
Wenn Dich eine Situation schnell auslaugt, vielleicht schneller als alle anderen um Dich herum, die in der selben Situation sind, dann denke Dir nicht: „Stell Dich nicht so an“, sondern sei stolz auf Dich, dass Du merkst, wann es Dir zu viel wird. Mir hilft es oft schon, in sozialen Situationen, kurz auf die Toilette zu gehen, mir Wasser über meine Handgelenke laufen zu lassen und meinem Spiegelbild in die Augen zu sehen. Dadurch kann ich wieder besser spüren, wie ich mich fühle und habe eine kurze Auszeit. Finde heraus, was Dir hilft und pass auf Dich auf.
Hier habe ich Dir ein paar Tipps zum Download zusammengestellt.
Grünsame Grüße
Olivia