Leben
Warum ich nur selten Alkohol trinke

Warum ich nur selten Alkohol trinke

Waaaas – du trinkst keinen Alkohol? Ach, einer geht doch. Komm, trink doch einen mit. Du bist ja langweilig.“ 

Diese oder andere Sprüche höre ich regelmäßig, wenn ich alkoholische Getränke ablehne. Die Ablehnung von Alkohol stößt bei vielen Menschen auf Unverständnis. Ich denke das hat verschiedene Gründe. Zum einen die gesellschaftliche Anerkennung des Alkoholtrinkens und die damit einhergehende Erwartung, dass doch jeder Alkohol trinken will. Zum anderen vielleicht aber auch der innere Schweinehund, der eigentlich weiß, dass zu viel Alkohol gar nicht so gut ist. Deswegen muss der Nicht-Trinker zum Trinken bewegt werden, um das eigene Gewissen zu beruhigen – ganz nach dem Motto das macht doch eh jeder, kann ja nicht so schlimm sein. Alkohol abzulehnen scheint nur okay zu sein, wenn man schwanger ist oder aus religiösen Gründen nicht trinken darf bzw. möchte. Ist doch interessant, dass man einen geringen Alkoholkonsum erklären muss, aber einen exzessiven nicht, oder?

Dorf-Leben und Alkohol

Ich trinke nur in absoluten Ausnahmefällen Alkohol. Diese Ausnahmen kommen im Jahr so selten vor, dass ich sie in der Regel an einer Hand abzählen kann. Mein geringer Alkoholkonsum hat verschiedene Gründe. Ich bin in einem kleinen Dorf im Westerwald groß geworden. Dort gerät man doch schon relativ früh in Kontakt mit Alkohol. Kirmes, Fasching und andere Dorf-Feste sind geprägt vom Trinken. Manchmal trifft man sich auch nur zum „Saufen“, als wäre das ein Hobby. Auch ich war in der Kirmesgemeinschaft, tanzte in der Garde auf den Faschingssitzungen und besuchte an den Wochenenden die verschiedenen Discos in den Turnhallen der umliegenden Dörfer. Man kennt sich auf dem Dorf, sodass es auf den besagten Veranstaltungen auch überhaupt kein Problem ist an Alkohol, ob Bier oder Schnaps, zu kommen.

Mit 14 Jahren habe ich mich das erste Mal von Alkohol übergeben und es folgten noch einige weitere Male. Ich habe es lange nicht so übertrieben, wie einige meiner Schulfreund*innen, aber es gab schon eine Zeit an denen jedes Wochenende gesoffen wurde. Als ich etwa 15 Jahre alt war hat sich meine Clique unter der Woche abends am Gemeindeplatz getroffen, um zu Saufen. Ich war oft dabei, weil ich mich mit meinen Freund*innen treffen und eben dabei sein wollte. Getrunken habe ich aber nicht und genau das musste ich immer erklären und hat schlussendlich auch dazu geführt, dass ich mich von dieser Gruppe distanziert habe.

Das Konzept des Gruppenzwangs habe ich noch nie verstanden, ebenso wenig warum man sich treffen muss um zu Saufen. Doch an den Wochenenden habe ich auch mitgetrunken und dem Druck der Gruppe nachgegeben, obwohl es mir eigentlich nie richtig geschmeckt hat. Gerade als Teenager ist es besonders schwer da Nein zu sagen.

Die totale Abstinenz

Zwischen meinem 14. und 18. Lebensjahr war ich auf so vielen Dorfpartys und später auch in Frankfurt unterwegs, dass ich den Alkohol bald satt hatte. Hier begann meine Phase der totalen Abstinenz. Ich habe mich immer mehr darüber geärgert, dass der Konsum von Alkohol als Teil der deutschen Gesellschaft verkauft und gesehen wurde. Im Fernsehen wurden Filme von verschiedensten Herstellern alkoholischer Getränke präsentiert und allgemein wurde und wird der Konsum von Alkohol für meine Geschmack verharmlost, wenn nicht sogar verherrlicht. 

Als ich mein Studium der Sozialen Arbeit begann hatte ich ein Modul zum Thema Drogenarbeit und eine Ärztin als Dozentin. Im Rahmen dieser Vorlesungsreihe wurden die Wirkung und Folgen verschiedenster Drogen besprochen – unter anderem auch Alkohol. Hier wurde mir das erste Mal bewusst, dass Alkohol eine richtig gefährliche Droge ist und nur aufgrund ihrer Legalität und gesellschaftlichen Akzeptanz verharmlost wird. Auch die Diskussion zur Legalisierung von Cannabis bzw. der Vergleich zum Alkohol hat mich aufhorchen lassen. Aber darauf gehe ich in einem weiteren Beitrag nochmal ein. 

Die Zahlen waren damals schon erschreckend und ich habe für diesen Beitrag nochmal genauer recherchiert. Laut Bundesgesundheitsministerium sterben im Jahr 74.000 Menschen durch Alkoholkonsum bzw. durch den Konsum von Tabak und Alkohol1. Alkoholisierte Unfalltote sind in dieser Zahl übrigens nicht enthalten. Nur zum Vergleich – an allen anderen (illegalen) Drogen sind im letzten Jahr 1581 Menschen gestorben2. Weitere Zahlen besagen, dass 6,7 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 einen Alkoholkonsum in gesundheitlich riskanter Form betreiben und 1,6 Millionen Menschen in diesem Altersspektrum gelten als alkoholabhängig. Laut dem Jahrbuch Sucht 2019 entstehen im Jahr rund 43 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten durch Alkohol3. Warum? Weil ein riskanter Alkoholkonsum unfassbar viele Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Chronische Erkrankungen der Leber, des Herz-Kreislauf-Systems oder auch Krebs haben oft exzessiven Alkoholkonsum als Ursache. Alkohol greift nahezu jede Zelle Deines Körpers an. 

Wirkung und Nebenwirkung

Diese Erkenntnis hat mich noch mehr dazu bewogen besonders auf mein Konsumverhalten zu achten. Nach meiner totalen Abstinenzphase habe ich ab und zu wieder angefangen etwas zu trinken. Wahrscheinlich weil ich es leid war, meine Abstinenz rechtfertigen zu müssen. Wenig. Selten. Und stets zur Belustigung meiner Freunde, weil ich durch den seltenen Konsum ziemlich schnell angetrunken war. Lustig, weil sie alle mehr vertragen, als ich – wobei ich mir gerade die Frage stelle, ob das so lustig ist. Denn auch das ist eigentlich ein Hinweis dafür, dass Alkohol nur in geringen Maßen konsumiert werden sollte – bei mir reichen mittlerweile 2-3 Radler und ich bin betrunken.

Der Gewöhnungseffekt von Alkohol ist das Gefährliche. Umso öfter Du Alkohol trinkst, desto mehr brauchst Du um eine Wirkung zu spüren. Bedeutet aber auch mehr Gift, dass Du Deinem Körper zufügst – ja richtig, Alkohol gilt als Nervengift. Das berühmte Feierabend-Bier ist das beste Beispiel – irgendwann ist eine solche Regelmäßigkeit eingekehrt, dass es schwer wird dieses Bier nicht mehr zu trinken.

Mittlerweile spüre ich diverse Nebenwirkungen des Nervengifts Alkohol. Ich habe in meinem Weg zur Grünsamkeit bereits beschrieben, dass ich an verschiedenen Krankheiten leide. Unter anderem Neurodermitis und Asthma. Sobald ich Alkohol trinke, spüre ich eine unmittelbare Auswirkung in der Nacht und am darauffolgenden Tag. Meine Haut trocknet schneller aus und fängt an zu jucken; ich kann nicht gut schlafen und manchmal habe ich verstärkt Atemnot nach Alkoholkonsum. Ich habe das über Jahre beobachtet und auch herausgefunden, dass bittere Getränke wie Bier weniger Auswirkungen auf meine Haut haben, als saure Getränke wie Wein und Sekt. Ein weiterer Grund meinen Alkoholkonsum auf ein Minimum zu beschränken.

Alles in Maßen

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich hier keine Moralpredigt halten möchte und es lediglich um meine Erfahrung geht. Allerdings hoffe ich, dass ich mit diesem Beitrag etwas mehr über Alkohol aufklären kann, weil ich denke, dass diese Aufklärung oft zu kurz kommt. Der Reiz des Alkoholtrinkens ist mir bewusst und kann ich nachvollziehen, aber Alkohol ist ein Genussmittel und gerade deswegen sollte Alkohol nur in Maßen genossen werden. Ein bewusster Alkoholkonsum ist wichtig für ein grünsames Leben. Behandle deinen Körper wie einen Tempel, ein Geschenk was Dir gegeben wurde – behandle dieses Geschenk gut und achtsam, damit dein Körper und deine Seele gesund bleiben.

Grünsame Grüße 

Nadja

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